Regionen (OPAC): Lippe, Schaumburg-Lippe, Waldeck, Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
22
Ortschaftskunde.
gelangen vor das Reichsgericht in Leipzig, welches für Hochverratssachen
erste und letzte Instanz ist.
Vii. Geschäftskunde.
Die Provinz Westfalen zerfällt in die drei Regierungsbezirke Münster,
Minden und Arnsberg.
A. Der Regierungsbezirk Münste^ bildet den nordwestlichen Teil der
Provinz und wird eingeteilt in 11 Kreise*).
1. Münster a. d. Aa, 49 340 Ew., die Hauptstadt der Provinz, ist Sitz der
obersten staatlichen und kirchlichen Behörden in der Provinz. Hier ist eine
Akademie, @5.**), Rg., ein kath. Priester-Seminar, ein Lehrerinnenseminar
und ein Seminar für jüdisches Lehrer. Auch befindet sich hier ein L. und A.
Münster steht auf dem Boden der alten sächsischen Ansiedelung Mimigardesord.
779 wurde hier die erste christliche Gemeinde gestiftet, und 792 gründete Karl der Große
das noch bestehende Bistum gleichen Namens, dessen erster Bischof, der heilige Ludgerus,
für sich und seine Geistlichen ein Kollegium auf dem heutigen Domplatze errichtete, mo-
nasterium, woraus später der Name Münster entstand. 1533—1535 trieben hier die
Wiedertäufer ihr Unwesen, später litt die Stadt schwer durch ihre Streitigkeiten mit
ihrem kriegerischen Bischof Bernard von Galen (1650—1678), auch im 7jährigen Kriege
wurde sie "hart mitgenommen. Ende des vorigen Jahrhunderts ließ der Minister Franz
von Fürstenberg die starken Festungswerke niederlegen und verwandelte die Wälle in
schattige Spaziergänge. Münster, vorwiegend Beamten-und Militärstadt, treibt bedeuten-
den Handel; die Industrie ist gering. Besonders sehenswert sind die vielen und schönen
Kirchen (Dom, Lamberti, Liebfrauen), das Rathaus (siehe Bild S. 42), in dem 1648 der
westsälische Friede geschlossen wurde, sowie die Häuser des Prinzipalmarktes mit Bogen-
gängen und mittelalterlichen Giebelfronten.
2. Die einzige Stadt im Landkreise ist Telgte a. d. Ems mit 2500 Ew.
Bei dem Dorfe Greven (bedeutende Baumwoll-Jndustrie) wird die Ems
schiffbar. Die „Baumberge" in der Nähe von Havixbeck und Nottuln liefern
vorzüglichen Sandstein für Bildhauerei und Architekturzwecke.
3. Tecklenburg auf dem Vorsprunge eines Ausläufers des Teutoburger-
Waldes, 900 Ew., A., Ruinen des alten Grafenschlosses. Ibbenbüren,
4300 Ew., Glashütten, Kalkbrennereien, Steinkohlengruben und Sandstein-
brüche. Lengerich, 2000 Ew., Kalk- und Cement-Jndustrie. Westerkappeln,
in der Nähe das Halerfeld mit Hünengräbern „Slopsteene".
4. Warendorf a. d. Ems, 0500 Ew., eine der ältesten Städte des
Münsterlandes, G., Lehrer-Seminar, A., Königl. Landgestüt. Freckenhorst,
alte Abtei mit romanischer Basilika.]
5. Beckum a. d. Quelle der Werse, 4600 Ew., A., bedeutende Kalk- und
Cementfabrikation. Ahlen a. d. Werse, 5000 Ew., A., Öld e, 3100 Ew., A.
Sendenhorst, 1900 Ew., hat bedeutende Branntweinbremrereien. Stromberg,
war ehemals Sitz von Burggrafen. Liesborn und Herzfeld, Abteien aus
der Karolingerzeit.
*) Über Größe, Einwohnerzahl und Einteilung, höhere Schulen und Militärverhält-
nifse s. Viii. Tabellen.
**) G. — Gymnasium, Rg. Realgymnasium, Pg. — Progymnasium, Rpg. —
Realprogymnasium, L. = Landgericht, A. = Amtsgericht.
//#:, A^ ^ r
c/
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche]]
Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Bernard_von_Galen Franz
von_Fürstenberg Franz A.
Sendenhorst Stromberg Herzfeld
Regionen (OPAC): Lippe, Schaumburg-Lippe, Waldeck, Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
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Vii. Ortschafts künde.
gelangen vor das Reichsgericht in Leipzig, welches für Hochverratssachen
erste und letzte Instanz ist.
Yii. Hrtschaftskunde.
Die Provinz Westfalen zerfällt in die drei Regierungsbezirke Münster,
Minden und Arnsberg.
A. Der Regierungsbezirk Münster bildet den nordwestlichen Teil der
Provinz und wird eingeteilt in 12 Kreise'.
1. Münster a. d. Aa, 81468 Ew., die Hauptstadt der Provinz, ist Sitz der
obersten staatlichen und kirchlichen Behörden in der Provinz. Hier ist eine
Akademie, G.2, Rg., ein kath. Priesterseminar, ein kath. Lehrerinnenseminar
und ein Seminar für israel. Lehrer. Auch befindet sich hier ein L. und A.
Münster steht auf dem Boden der alten sächsischen Ansiedlung Mimigardesord.
779 wurde hier die erste christliche Gemeinde gestiftet, und 792 gründete Karl der Große
das noch bestehende Bistum gleichen Namens, dessen erster Bischof, der heilige Lndgerus,
für sich und seine Geistlichen ein Kollegium auf dem heutigen Domplatze errichtete, mo-
nasterium, woraus später der Name Münster entstand. 1533—1535 trieben hier die
Wiedertäufer ihr Unwesen, später litt die Stadt schwer durch ihre Streitigkeit mit
ihrem kriegerischen Bischof Bernard von Galen (1650—1678), auch im 7 jährigen Kriege
wurde sie hart mitgenommen. Ende des 18. Jahrhunderts ließ der Minister Franz
von Fürstenberg die starken Festungswerke niederlegen und verwandelte die Wälle in
schattige Spaziergänge. Sehr sehenswert sind die vielen und schönen Kirchen (Dom,
s. Abb. 10, Ludgeri, Lamberti, Liebfrauen), das Rathaus (f. Abb. 9), in dem 1618 der
Westfälische Friede geschlossen wurde, sowie die Häuser des Prinzipalmarktes mit
Bogengängen und mittelalterlichen Giebelfronten, außerdem die zahlreichen, mit vater-
ländischen Denkmalen geschmückten, von Linden beschatteten freien Plätze, besonders der
Domplatz und der Schloßplatz mit dem Kaiserdenkmal.
2. Landkreis Münster mit Telgte a. d. Ems mit 2679 Ew., Wallsahrts-
ort. Bei Greven, 4300 Ew. (bedeutende Banmwollindnstrie), wird die Ems
schiffbar. Die „Baumberge" in der Nähe von Havixbeck und Nottuln
liefern vorzüglichen Sandstein für Bildhauerei und Architekturzwecke.
3. Tecklenburg auf dem Vorsprung eines Ausläufers des Teutoburger
Waldes, 1019 Ew., A., Ruinen des alten Grafenschlosses. Ibbenbüren,
5490 Ew., Glashütten, Kalkbrennereien, Steinkohlengruben und Sandstein-
brüche. Lengerich, 2675 Ew., Kalk- und Zementindnstrie. Westerkappeln;
in der Nähe das Halerfeld mit Hünengräbern „Slopsteene".
4. Warendorf a. d. Ems, 6242 Ew., eine der ältesten Städte des
Münsterlandes, G., kath. Lehrerseminar, A., Königl. Landgestnt. Frecken-
Horst, altes Frauenstift mit romanifcher Basilika.
5. Beckum a. d. Quelle der Werse, 7037 Ew., A.,„ bedeutende Kalk- und
Zementsabrikation. Ahlen a. d. Werse, 8089 Ew., A., Clbc, 4057 Ew., A.,
Sendenhorst, 1913 Ew., hat bedeutende Branntweinbrennereien. Strom-
berg, 997 Ew., war ehemals Sitz von Burggrafen. Liesboru und Herz-
feld, Abteien aus der Karolingerzeit.
1 Siehe Brockmann, Schulwandkarte des Reg.-Bez. Münster. Stahl, Arnsberg.—
Über Größe, Einwohnerzahl und Einteilung, höhere Schulen und Militärverhältnisse
s. S. 28 s.
2 G. = Gymnasium, Rg. — Realgymnasium, Pg. — Progymnasium, Rpg. —
Realprogymnasium, L. — Landgericht, A. — Amtsgericht.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche]]
Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Bernard_von_Galen Franz
von_Fürstenberg Franz Landkreis_Münster Horst Brockmann
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schaumburg-Lippe
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 244 —
Klosters hinzu, die heute teils der Marburger Universität zufließen,
teils auch zu milden Zwecken nutzbar gemacht sind. Die Ernestina
blühte bis in den Anfang des 19. Jahrhunderts (S. 99). Diese
Förderung des Schulwesens gab der jungen lutherischen Landes-
kirche dauernde Festigung. Eine wichtige Grundlage für Kirche und
Schule wurde des Grafen Kirchenordnung vom Jahre 1614, die erst
in jüngster Zeit durch Erlaß eiuer Syuodal-Ordnung ersetzt ist.
Besouders hervorrageud ist des Grasen Tätigkeit auf dem
Gebiete der Kunst. Auf seinen Reisen in Deutschland und nach
Italien war er mit einer Reihe bedeutender auswärtiger Künstler
in Berührung gekommen (Rottenhamer, Adrian de Vries, Nosseni,
Antonius Boten u. a.). Darum hatte er auch für die Kunst,
namentlich die üppigen italienischen Kunstformen, die all seine Bauten
auszeichnen, stets eine besondere Vorliebe*). Die Bestrebungen des
kunstsinnigen Fürsten lockten auch zahlreiche deutsche Bildhauer,
Holzschnitzer und andere Künstler herbei, deren Namen uns nicht
mehr bekannt sind. Seine bedeutendsten Werke sind die Stadtkirche
in Bückeburg (S. 123) und das von ihm der Vollendung entgegen-
geführte Mausoleum in Stadthagen (S. 98), in dem seine irdische
Hülle ruht. Durch seiue zahlreichen Bauten und Knnstschöpfnngeu
hat er sich bei alleu Schaumbnrgern eine dankbare Erinnerung bis
aus deu heutigen Tag gesichert.
Nach seinem Tode lebte seine Gemahlin Hedwig 1044) in
Stadthagen. Sie wird dort jedenfalls, da sie reformiert war, die
reformierte Gemeinde begründet haben.
*) Pros. Dr. H anp t-Hannover schreibt in der Zeitschrist für bildende Knnst, N. F. Vii. H, 1:
Die heute noch vorhandenen Reste der Knnstschöpsnngen dieses Fürsten, insbesondere in Bückebnrg,
atmen eine so leidenschaftliche Liebe zu den prächtigsten und üppigsten ftlfittelu des Renaissance-
stils, ein so überzeugtes, unwiderstehliches Fortstürmen und Wirken ans dein Wege der Übertragung
italienischer Kriust ins Nordischere, daß man nur hier völlig ermessen kann, welch herrliche, aus
blühende nationale Kunst durch den unglückseligsten aller Kriege erdrückt ist. Dennoch bleiben die
so wenig bekannten prachtvollen Dekorationen des Bückeburger Schlosses und der Stadtkirche, die
schwungvolle Fassade derselben, die Schloßkirche und die Ruinen des Schneckenberges beim Jagd-
schlösse Baum mit die glänzendsten und selbständigsten Arbeiten der späteren deutschen Renaissance
im Wendel Dietterleinschen Geiste.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art]]
Extrahierte Personennamen: Adrian_de_Vries Antonius Antonius Hedwig
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Nosseni Bückeburg Stadthagen Stadthagen Bückebnrg Wendel_Dietterleinschen
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schaumburg-Lippe
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 268 —
lagerung von Kassel in solcher Ordnung ans, daß er auf dem Rück-
znge vor den weit stärkeren Besatzungstruppen der Festung weder
Mannschaften noch Geschütze verlor. Am 16. Juli 1761 brachte er den
Franzosen in der Nähe von Hamm (Denkmal in Vellinghausen) noch
eine empfindliche Niederlage bei, dann kehrte er vom Kriegsschauplatze
nach Bückeburg zurück. Er begann in diesem Jahre die Anlage der Insel
Wilhelmstein im Steinhnder Meere und ging im Frühsommer 1762
mit einem englischen Hilfsheere von 7000 Mann nach Portugal
(S. 50.) Von dort kehrte er nach erfolgreicher Tätigkeit im
November 1763 nach Bückeburg zurück. Seiue eigene Truppe ver-
blieb bis zum Friedensschlüsse bei den Verbündeten. Sie hat sich
in allen Schlachten und Gefechten des langen Krieges ruhmvoll
ausgezeichnet. So wurde insbesondere die Artillerie wegen ihrer
unheimlichen Treffsicherheit, das Karabinierkorps wegen seiner
Schnelligkeit und Tapferkeit berühmt und gefürchtet. Die Kam-
biniers wurden von den Franzosen „die eisernen Männer" oder
„die Teufel von Bückeburg" genannt (s. Sagen). Schon ihr Anblick
soll ihnen gewaltigen Schrecken eingeflößt haben.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig]]
Extrahierte Ortsnamen: Kassel Hamm Vellinghausen Bückeburg Wilhelmstein Portugal Bückeburg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schaumburg-Lippe
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 358 —
anzudrohen. Das Ministerium ist befugt, gegen die Nichtbefolgung
der Polizeivorschriften Geldstrafen bis zum Betrage von 150 Mk.
anzudrohen und von den Ortspolizeibehörden erlassene Polizei-
Vorschriften außer Kraft zu setzen. Beschwerden gegen die Polizei-
lichen Verfügungen der Orts-(Guts-)Vorsteher sind zulässig an das
Landratsamt und gegen dessen Bescheid an das Ministerium, gegen
die Verfügungen der Ortspolizeibehörden an das Ministerium. In
engster Beziehung zu den Polizeibehörden steht die Gendarmerie.
Sie ist militärisch geordnet und untersteht einem Kommandeur.
Die einzelnen Gendarmen sind ans die Sektionen Bückeburg, Stadt-
Hagen, Hagenburg, Lindhorst, Meinsen, Sülbeck und Steinbergen
verteilt. In Bückeburg und Stadthagen befinden sich Gefangen-
anstalten, die von der Staatsanwaltschaft beaufsichtigt werden.
Die Polizeiverwaltung umfaßt Verschiedeue Zweige, für die besondere
Gesetze und Verordnungen erlassen sind. Die Baupolizei hat Sicherheit,
Wohnbnrkeit und bauliche Lage der Neubauten zu prüfen, namentlich auch solche
Bauten, die als öffentliche Versammlungsräume dienen (18, g^; 19 . 407 — die großen
Zahlen bezeichnen den betr. Band der Landesverordnungen, die kleinen die Seiten-
zahl). — Nach den Vorschriften der Wegepolizei liegen Bau und Unterhaltung
der öffentlichen Wege dem Staate, den Amtsbezirken oder den Gemeinden ob
(Staatsstraßen, Amtsstraßen, Gemeindewege). Öffentliche Wege sind solche,
welche zu allgemeinem Gebrauche dienen und demselben kraft Privatrechts nicht
entzogen werden können. Die Beschränkung des allgemeinen Gebrauchsrechts
auf bestimmte Verkehrsmittel (Fahr-, Trift-, Reit- und Fußweg), auf bestimmte
Verkehrszwecke (Kirchen-, Schulweg usw.) oder auf bestimmte Perkehrsgegen-
stände (Abfuhrwege für Steiue, Holz, Torf usw.) hebt die Eigenschaft des
Weges als eines öffentlichen nicht auf. Privatwege find solche Wege, deren
allgemeiner Gebrauch in jeder Beziehung kraft Privatrechts untersagt werden
kann. Die Privatwege sind der Aufsicht der Wegepolizei nicht unterworfen, wohl
aber die Feldwege. Bei Neuaulage vou Wegen kann das Enteignungsgesetz
v. 23. März 1896 in Anwendung kommen (11, ^z). Fabriken, Bergwerke, Stein-
bräche, Ziegeleien usw. können zu den Kosten der Unterhaltung herangezogen
werden (16, 188). Zwecks Anleguug und Veränderung von Straßen und Plätzen
können Straßen- und Baufluchtlinien dem öffentlichen Bedürfnisse entsprechend
festgesetzt werden (17, igg). — Die Wasserbaupolizei verpflichtet die Eigen-
tümer von Grundstücken an natürlichen Wasserläufen zur Räumung der Gewässer.
Fabriken, Bergwerke usw. können zu den Räumungskosten herangezogen
werden (17, 444). — Die Feuerpolizei regelt das Feuerlöschwesen und den
landespolizeilichen Teil des Versicherungswesens gegen Feuersgefahr (10, 613;
20,33). — Die Gesuudheitspolizei prüft die Lebensmittel, die mitunter
verdorben und verfälscht sind, ordnet die Schlachtvieh- und Fleischbeschau, trifft
Maßregeln gegen ansteckende Krankheiten und bekämpft die Kurpfuscherei (19, ^7!
16,421! 20,203). — Die Ordnuugs- und Sittenpolizei achteraus die
Heilighaltung des Sonntags und der Feiertage (Schließung der Lüden, Sonntags-
ruhe: 4,233! 5, 222» 249» 8,19g, 200 > 21,5^ , 22,20g)< beaufsichtigt die Wirtschaften
(öffentl. Tanzlustbarkeiten: 12, 237! 14,328,32?; 17, 239? 21, 147polizeistunde:
14, zgg), ist tätig bei größeren Versammlungen, Festen, bei Feuersbrunst, Über-
schwemmung usw. Sie überwacht auch den Zu- und Abzug sremder Personen
(20, 157) und das Gesindewesen (18,103) und verhütet die Tierquälerei. — Die
Jagdpolizei prüft den Umfang des Jagdreviers und die Ausübung der Jagd.
Jeder Gemeiudebezirk, der eine Fläche von mindestens 500 Morgen umfaßt.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schaumburg-Lippe
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 42 —
feine große gesundheitliche Wirkung für Brustkranke. Seine Heilquelle, der Sage
nach von einem Schäfer entdeckt, wird urkundlich erst 1690 erwähnt. Noch 1750
wohnten die Besucher des „Brunnens" in Laubhütten, da Wohnhäuser fehlten.
Einige Jahre später wurden Bretterbaracken erbaut. Ilm Kolonisten heran-
zuziehen, stellte die Regierung den Umwohnern Befreiung von mancherlei Lasten
in Aussicht. Bald ließen sich einige Ansiedler nieder. So entstand allmählich
der Ort. Seit 1841 ist eine Ziegenmolkenanstalt eingerichtet, die sich eines
großen Rufes erfreut. Das Rehburger Quellwasser, anfänglich zum kurmäßigen
Trinken benutzt, wird heute nur zu Bädern verwandt. In den für die Unter-
suchung und Behandlung der Kranken errichteten Gebäuden sind alle Mittel der
neueren Wissenschaft in reicher Ausstattung vorhanden. Für unbemittelte Lungen-
kranke aus dem Bremer Staatsgebiete hat der Bremer Heilstättenverein mehrere
freundlich eingerichtete Wohnungen erbaut. Andere Heil- und Wohltätigkeits-
anstellten sind das Sanatorium Michaelis, die Kgl. Kloster-Heilaustalt sin erster
Linie fite hannoversche Geistliche, Lehrer, Staats- und Kommuualbeainte und
deren Angehörige), das Genesungsheim der Laudesversicheruugsanstalt Hannover
und das Barackenhaus für unbemittelte Kranke. Die Umgebung dieses stillen
Badeortes hat viele herrliche Spazierwege und schöne Ausfichtspuukte auf-
zuweisen.
Kloster Loccum liegt in der Niederung w von den Rehbnrger Bergen.
Es ist ein großes Dorf. Früher war es ein Kloster. Das ist ein Gebäude,
welches Männer oder Frauen Mönche oder Nonnen) ausnimmt, die sich von der
Welt abschließen und ein gottseliges Leben führen wollen. Sie müssen bei ihrer
Ausnahme das Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ablegen.
(Nach der Ordnung oder Regel, welche hervorragende Grituder von Klöstern auf-
stellten, unterscheidet man verschiedene Mönchsvereine oder Orden. Die Orden
führen meist den Namen ihres Stifters. So gründete u. a. Benedikt von Nursia
im Jahre 529 den Benediktiner- und Franz von Assisi i. I. 1225 den Franzis-
kanerorden.)
Loccum war ein Mönchskloster. Die Mönche gliedern sich in Geistliche
(Patres oder Väter) und dienende Brüder (Laien). Ihr Vorsteher heißt Abt,
Prior oder Propst. Die Vorsteherin der Nonnen wird Äbtissin oder Priorin
genannt.
In den ältesten Zeiten waren die Klöster die ersten Ausgangspunkte und
Pflegestätten des Christentums; auch die Gewinnung und Bewirtschaftung des
Bodens ging von ihnen aus. Ganz besonders waren ihre Bewohner Förderer
von^Kunst, Wissenschaft und Erziehung. Viele wichtige Geschichtsquellen sind aus
den Klöstern hervorgegangen (Chroniken).
Dorf und Kloster Loccum haben ihren Namen nach einer alten Burg er-
halten, der Luccaburg, dem Wohnsitz der Grasen von Lncca (Lockern). Noch
heute wird in einem an das Kloster grenzenden herrlichen Eichen- und Buchen-
Walde, dem Sündern, ein erhöhter Platz gezeigt, wo jene Bnrg einst gestanden
hat. Der letzte Gras Bnrchard von Lncca soll von dem Grasen Hermann von
Wintzenburg (bei Hildesheim) erstochen sein. Er hinterlieh eine Tochter Beatrix.
Diese war mit dem Grafen Wullbraud dem Alten von Hallermund vermählt.
Beide erschienen im März 1163 mit ihren drei Söhnen vor dem Bischof Werner
in Minden. Sie stifteten in der Domkirche daselbst in Gegenwart einer großen
Versammlung von Rittern und Geistlichen der heiligen Maria und dem heiligen
Georg den Ort Loccum und drei Dörser zur Gründung eines Klosters, um für
ihr eigenes und des verstorbenen Grasen Burchard Seelenheil zu sorgen. Die
Bnrg zerfiel, aber neues Lebeu regte sich bei dem Dorfe Loccum.
Aus Volkerode bei Mühlhausen in Thüringen kamen _ Klosterbrüder
(Cisterciensermönche), welche in stiller, harter Arbeit die gestiftete Besitzung
urbar machten und den Bau des Klosters L. ausführten. (Die Cister-
ciensermönche werden nach dem Orden des Robert von Citanx — Cistercium
•— benannt. Der berühmte Förderer desselben war Bernhard von Clairvaur.
Der Orden breitete seine Kolonien über ganz Deutschland aus.) Durch
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen]]
Extrahierte Personennamen: Benedikt_von_Nursia Franz_von_Assisi Franz Loccum Lncca Bnrchard_von_Lncca Hermann_von
Wintzenburg Beatrix Werner Maria Maria Georg Burchard Robert_von_Citanx_—_Cistercium Bernhard_von_Clairvaur
Extrahierte Ortsnamen: Bremer_Heilstättenverein Sanatorium_Michaelis Bergen Luccaburg Hildesheim Minden Domkirche Dorfe_Loccum Thüringen Deutschland
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schaumburg-Lippe
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 44 —
der s Abdachung hält. Sie führt an zahlreichen Steinbrüchen
vorbei und bringt uns auf steiler Seitenstraße nach Bad Rehburg,
sowie nach Münchehagen und Loccum. Von Bergkirchen führt n
eine Landstraße nach dem Flecken Hagenburg (5 Km). Auch
die Dörfer Schmalenbruch, Wiedenbrügge und Winzlar sind mit
Bergkirchen durch eiue chaussierte Straße verbunden. Nach S führt
von der Höhe eine Chaussee über Sachsenhagen (2 Km) durch das
Dühlholz nach dem Bahnhofe Lindhorst (von Sachsenhagen nach
Bhf. L. sast 5 km). In Wölpinghausen zweigt eine Chaussee nach der
Oberförsterei Spießingshol ab (2 km), wo der Schaumburger Wald
seinen nördlichsten Punkt erreicht. Sobald diese Straße den Wald
verläßt, teilt sie sich iu zwei nach Stadthagen führende Strecken,
von denen die längere die langgestreckten Dörfer Pollhagen und
Nordsehl, die etwas kürzere (10 km) Lauenhagen berührt. Seit
Mai 1898 sind die Ortschaften im N unseres Landes dem Verkehr
durch die Steinhnder Meerbahn angeschlossen. Woher ihr Name?
Um die einzelnen Orte zu berühren und den Bodenschwierigkeiten
auszuweichen, macht sie viele Windungen (Talweg zwischen Reh-
burger Bergen und Wiedenbrügge! Berg).
Die Steinhuder Meerbahn ist eine nebenbahnähnliche Kleinbahn ( Im
Spurweite), welche von der Staatsbahn in Wnnstorf über Steinhude, Hagenburg,
Rehburg und Stolzenau nach Uchte führt. (Von der rund 52 Km langen Bahn
entfallen 39 km auf preuß. und 13 km auf fchaumb.-lipp. Gebiet.) In Ver-
bindung damit steht die 6,5 km lange vollspurige Zweigbahn Wunstors-
Mesmerode. Den Bau förderten die beteiligten Kreise, Gemeinden und einzelne
Personen durch Zeichnung von Geldsummen, worüber denselben Anteilscheine
(Aktien) ausgestellt wurden. Die Unternehmer bilden eine Genossenschast
(Aktien-Gesellschaft). Sie tragen die Unterhaltung der Bahn und teilen sich
in den Verdienst. Ein von sämtlichen Mitgliedern gewählter Vorstand versieht
die Verwaltung.
Aufg.: Nenne nach der Karte die von der Steinhuder Meerbahn be-
rührten Ortschaften und schreibe diese Namen nieder I —
Welche Rohstoffe dienen zum Bau unserer Häuser, zu unserer
Kleidung und Nahrung ? — Wer beschäftigt sich mit der Ver-
arbeitung dieser Naturgüter ? — Welche Güter werden in
unserer Gegend erzeugt, aus anderen Gegenden eingeführt ? —
Erkläre Binnen-, Außen- und Welthandel!
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schaumburg-Lippe
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 56 —
ist das bekannte Nesselblatt; das zweite, welches als Wahrzeichen
des Ortes angesehen wird, zeigt uns einen Fisch; auf dem dritten
sehen wir einen ausrechten Zweig mit 7 fächerartig geordneten
Blättern bezw. Blüten. Nach der Volksmeinung stellen die
beiden letzten Wappenbilder den hauptsächlichsten Erwerb der Ein-
wohner dar, Fischerei und Weberei, da der Zweig einem Flachs-
stengel gleicht.
Steinhude ist eiue Haltestelle der Steiuhuder Meerbahn (S. -44),
hat ein Postamt Iii, eine mehrklassige Volksschule, eiue höhere
Privatschule, eiue Darlehuskasse, Bierbrauerei, Lohgerberei, Färberei,
Seilerei, Schokoladenfabrik und drei mechanische Webereien.
Außer der eigentlichen Badeanstalt besteht seit dem Jahre 1908
am User des Meeres ein geräumiges Licht- und Luftbad. Ein
ueues Schlammbad, in dem auch alle medizinischen Bäder verab-
reicht werdeu solleu, wird im Frühjahr 1910 dem Betriebe
übergeben werden.
Bahnhof. Die Bahnhöfe (Haltestellen oder Stationen) sind die Verkehrs-
punkte an der Eisenbahn. Mehrere Eisenbahnwagen bilden einen Zng, Der
Zug fährt auf Schienenwegen oder Gleisen. Die eisernen Schienenstränge liegen
ans Querhölzern oder Eisenbahnschwellen, Zwei Schienenstränge bilden ein
Bahngleis. Eine durch Dampf getriebene Lokomotive setzt den Zug in Bewegung.
Der Zug befördert außer Postsachen Personen und Güter (Personen-, Güter- und
gemischte Züge.) Die Personenzüge haben,nur Personenwagen und einen Post-
wagen, die Güterzüge nur Güterwagen, die gemischten Züge dagegen Personen-
und Güterwagen. Welche Personen sind auf dem Bahnhof, im Zuge beschäftigt?
Besprechung über Bahnhofsräume, Fahrkartenausgabe, Fahrplan (Zeitangabe,
auf größeren Bahnen: Schnell- (Eil-), Durchgangs- und Luxuszüge, erstere init
fetten Ziffern, letztere mit D bezw.^ bezeichnet), Klein- und Staatsbahn (uer-
schiedene Spurweite) usw. Nutzen der Verstaatlichung unserer Bahnen!
Post. Alle unsere Postanstalten sind Reichsverkehrsanstalten (Kaiserlich!)
mit einheitlicher Verwaltung. Man unterscheidet Postämter I.. Ii. und Iii. Klasse,
Postagenturen und Posthülssstellen. Die Leiter der ersteren drei Anstalten heißen
Postdirektor, Postmeister oder Postverwalter. Außer diesen sind noch zahlreiche
Beamte als Sekretäre (Postamt I), Assistenten (Postamt I und Ii), Postgehülfen.
Schaffner, Stadt- und Landbriefträger, Leitungsaufseher usw. tätig. Telegraph
und Telephon! Schilderung des Postverkehrs, Belehrung über Porto, besondere
Bezeichnungen 2c.! — Vergl. bei dem Einzelbilde Stadthagen die Tabelle
über Post- und Güterverkehr im Jahre 1908!
Das^im Sept. 1899 eröffnete Strand Hotel bildet einen An-
ziehnngspnnkt für viele Ausflügler. Es liegt am Südende des
Fleckens auf herrlichem Wiesenplan. Der schwankende Untergrund
der hier beginnenden Moorwiesen mußte künstlich gefestigt werden.
Das Gebäude ist auf erhöhter Fläche iu Form einer niedersächsischen
Burg aufgebaut. Zum Bau wurde der Düdinghäuser und Rehburger
Sandstein verwandt. Gebäude und Anlagen wurdeu vou hanno-
verschen Architekten in künstlerischer Weise hergestellt. Vom Turme
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schaumburg-Lippe
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 62 —
hundert in den Jahren 1871/73 wesentlich erneuert. Die beim
Ratskeller von der Hauptstraße nach dein Schlosse abzweigende
Nebenstraße wird Burg- oder Schloßstraße genannt. Die Häuser
nahe vor dem Schlosse sollen in alten Zeiten die Vorburg
geheißen haben und mit einem Graben umzogen gewesen sein.
Vom Schlosse führt ein Kanal durch üppige Moorwiesen (S. 53)
zum Meere. Das Schloß ist mit herrlichen Anlagen umgeben.
Es dient der Fürstlichen Familie häufig als Sommerausenthalt.
Auch von Fremden wird Hagenburg viel besucht. Selbst der
berühmte Preußenkönig Friedrich der Große weilte hier im Jahre
1768 als Gast des ihm befreundeten Grafen Wilhelm. Ein be-
sonderer Vorzug des Ortes ist die Nähe eines herrlichen Laub-
Waldes, der sogen. Schier.
Die Kirche (gotisch) ist 1871 von dem Baurat Professor Hase
in Hannover erbaut. Sie ist eine der schönsten Landkirchen
unserer Heimat. Die Kirchenakten reichen leider nur bis Anfang
des 18. Jahrh. zurück. Kirche und Schule lagen früher im ö
Teile Altenhagens. Die erhöhte Stelle, auf welcher die alte
Kirche stand (1483—1485 erbaut), ist jetzt von der Kirchengemeinde
in einen Obstgarten verwandelt. Die alte Schule lag in der
Nähe. Der jetzige Kircheuplatz gehörte früher zu einem Freihof.
Als der Besitzer, ein Postverwalter Engelken, 1866 nach Amerika
auswanderte, wurde dieser Hof mit Gebäuden, Garten, Wiese
und etwa 12 Morgen Ackerland für 20100 Mk. von der Kirchen-
gemeinde angekauft.
Hagenburg ist Station der Steinhnder Meerbahn. Bis 1. Okt.
1879 war es Sitz eines Amtes. Es hat ein Postamt Iii (S. 56)
eine höhere Privatschule, Synagoge, Apotheke und Kreissparkasse.
Kirche, Post und mehrklassige Volksschule liegen in Altenhagen, das
außerdem eine große Genossenschaftsmolkerei besitzt. Auch sind
in Hgb. und Altenh. Branntweinbrennereien (s. Lanenhagen).
Die Sparkassen nehmen ersparte Gelder an und zahlen dafür Zinsen.
Der Einzahler erhält ein Sparkassenbuch, in welchem jede eingezahlte Summe
vermerkt tüird. Am Jahresschluß werden auch die Zinsen eingeschrieben. Die
Hgb. Sparkasse wird Kreissparkasse genannt, weil sie Eigentum des Kreises
Stadthagen ist. Der Kreis Stadthagem der noch eine zweite Kreissparkasse zu
Nordsehl hat, führt die Aufsicht und haftet für die Sicherheit der Einlagen. Durch
Verleihen von größeren und kleineren Summen machen diese Kassen Geschäfte.
Die erzielten Überschüsse kommen dem ganzen Kreise zugute. Außer den Kreis-
sparkassen gibt es noch städtische Sparkassen.
Die Molkerei ist eine Butterfabrik, verbunden init Milchhandel. Die
Unternehmer derselben bilden eine Genossenschaft. Die erforderliche Milch wird
von den Hofbesitzern der Umgegend geliefert. Der Preis der gelieferten Milch
richtet sich nach ihrem Fettgehalt. Die entfettete Milch, Magermilch genannt,
wird an die Lieferanten zurückgegeben oder verkauft. Die nicht zur Butter-
bereituug verwandte Milch (Vollmilch) kommt in den Handel. Die Butter wird
mit der Bahn weithin verschickt. Manche Molkereien stellen auch Käse her.
Welche Vorteile hat eine Molkerei für die Landwirte?
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_der_Große Friedrich Wilhelm Professor_Hase Steinhnder_Meerbahn
Extrahierte Ortsnamen: Hannover Amerika Hagenburg Altenhagen Stadthagen
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
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sind später verschwunden, da sie nach der Erfindung der Kanonen
zwecklos waren und die Erweiterung der Stadt hemmten. Manche
Reste dieser alten Befestigungsanlage aus beut Anfange des 15.
Jahrh. sind jedoch erhalten geblieben. (Aussuchen!) Viele alte
Herrlichkeiten hat Stadthagen im 30jährigen Kriege einbüßen
müssen. Die Wallanlagen mit ihren Spazierwegen, Bäumen,
Ziersträuchern und Ruhebänken sind heute ein Schmuck der Stadt.
Sie werden oon den Bürgern unterhalten, welche zur Herrichtung
und Pflege der Anlagen einen Verschönerungsverein gründeten.
Bis zum Jahre 1878 wurde aus einer gemeinschaftlichen, rings
um die Stadt sich hinziehenden Weidesläche („Mente" — All-
mende), nach der Ernte auch aus deu Stoppelfeldern, die Hute
ausgeübt. Vier Kuh- und vier Schweinehirten trieben das Vieh
auf die Weide. Dieses freie Recht stand nur deu altberechtigten
Bürgerhäusern der vier Straßenkorporationen (Straßenvereine)
zu. Mieter und Neubauer mußten eine kleine Abgabe (Grasgeld)
entrichten. Die Aufsicht wurde von den Straßenvorstehern aus-
geübt. Alljährlich fanden Versammlungen statt, unter denen be-
sonders die Frühjahrsversammlung von Bedeutung war. Mit
dieser Versammlung war das Schnatbeziehen (Grenzbegehen) ver-
buudeu. Infolge des Angerteilungsgesetzes (1878) wurde eiue
Teilung der Weide vorgenommen. An dieser Teilung nahmen
auch die an die Gemarkung der Stadt grenzenden Dorfschaften
teil, die sich durch langjährige Ausübung der Hute ein Recht
(Servitut) erworben hatten, auch verschiedene Neubauer. Die
Mieter wurden in einem längeren Streitverfahren (Prozeß) ab-
gewiesen. Die Hutegerechtsame aus den Ackerländereien wurde
bei der Zusammenlegung (Verkoppeluug) durch Landabfindung
abgelöst (etwa 7 a für jede Bürgerstelle). Durch bessere Aus-
Nutzung des Bodens hat sich seitdem der Wohlstand der Stadt
bedeutend gehoben.
An Bauwerken aus dem Mittelalter sind uns erhalten am
Oberntor das Schloß, im Innern der Stadt die ev.-lnth. Stadt-
kirche mit der Fürstengruft und die reform. Kirche, vor dem
Niederntor die Kapelle zu St. Johannishof. Dagegen sind die
damals noch vorhandenen Kapellen verschwunden. Vor dein Obern-
tor lagen die Heiligeist- und die St. Annenkapelle.
Das Schloß ist in seiner ersten Anlage älter als die Stadt. Wahrschein-
lich ist es zu Beginn des 13. Jahrh. entstanden. Spuren der ersten Burg sind
jedoch nicht mehr aufzufinden. Der jetzige Bau stammt aus der ersten Hülste
des 16. Jahrh. von dem Grafen Adolf X., dem späteren Erzbischos von Köln,
und dessen Bruder Otto Iv., unter dem die Reformation in unserm Lande ein-
geführt wurde. Das Wappen Ottos und feiner ersten Gemahlin, einer Prinzessin
von Pommern, mit der Jahreszahl 1544 ist über der Einfahrt zum inneren
Schloßhofe am Westflügel zu sehen. Anch ein Springbrunnen in der Mitte des
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